Mozia und das Museum „G. Whitaker“
Die Geschichte kam hier entlang, und zwar mehr als einmal.
Vor vielen, vielen Jahrhunderten, etwa im 8. Jahrhundert v. Chr., wurde von den Phöniziern eine Stadt erbaut, die jahrhundertelang in Wohlstand lebte, bis der Tyrann von Syrakus, Dionysius I., sie zerstörte. Es handelt sich um Mozia, die phönizische Perle Siziliens.
Entdeckt wurde sie dank Joseph Whitaker, einem englischen Adligen, der mit Marsala handelte (der berühmte Wein, der seinen Namen von eben dieser Stadt erhielt). In dessen Landhaus aus dem frühen 20. Jahrhundert ist das gleichnamige Museum untergebracht, wo die bei den Ausgrabungen gefundenen Gegenstände zu sehen sind. In Mozia, das im Zentrum des kleinen Lagunenarchipels liegt, ist die Landschaft des Stagnone noch faszinierender: Auf dieser Insel, deren jüngere Geschichte mit der Person von Joseph Whitaker verbunden ist, trifft die Natur auf die sehr alte Vergangenheit des blühenden phönizischen Zentrums, dessen Überreste noch immer durch die Ausgrabungskampagnen verschiedener Universitäten untersucht werden, die den Ort zu bestimmten Zeiten des Jahres beleben.
Im Jahr 1902 begann der anglo-sizilianische Adlige mit dem Bau seines Landhauses und konnte sich hier einigen seiner Interessen und Leidenschaften widmen: Wein, Archäologie und Botanik. Diesem Unternehmer und eklektischen Gelehrten ist es zu verdanken, dass Mozia heute ein einzigartiger Ort der Artenvielfalt ist, wo es neben der spontanen Vegetation auch Pflanzen- und Blumenarten aus fernen Ländern gibt, die Whitaker auf die Insel brachte.
Das antike Zentrum von Mozia liegt in einer Landschaft, die von der früheren Salinennutzung geprägt ist. Es wurde von den Phöniziern – einem Volk aus dem Gebiet des heutigen Libanons – im letzten Viertel des 8. Jahrhunderts v. Chr. erbaut. Diese antike, blühende Stadt gedieh dank des Handels und ihrer Handwerkstätigkeiten, bis sie 397 v. Chr. von dem Tyrannen Dionysius I. von Syrakus geplündert und zerstört wurde.
Das antike phönizische Zentrum war räumlich in unterschiedlich genutzte Gebiete gegliedert: Die Siedlungen befanden sich im südlichen und mittleren Teil der Insel. Um eine Vorstellung von der Bedeutung und dem Reichtum zu bekommen, die die Insel geprägt haben müssen, sollte man das sogenannte Haus der Mosaiken (Casa dei Mosaici) besichtigen, eine Wohnanlage mit Portikus und Kolonnade, die einen großen rechteckigen Peristylhof aufweist. Dieser ist mit einem herrlichen Mosaik aus schwarzen und weißen Kieselsteinen verziert und von einigen Wohngebieten sowie im südwestlichen Teil von einigen Dienstleistungsbereichen umgeben. Im nördlichen Teil der Insel befanden sich Gemeinschaftseinrichtungen wie die Nekropole und die Handwerksbereiche. Zu den ersten großen städtischen Arbeiten in Mozia gehörten die Sakralbauten, die Festungsanlagen, das Hafengebiet und die Straße, die Mozia mit dem Festland verband. Zeugnisse von den antiken Kulten in Mozia gibt es in diversen öffentlichen und häuslichen Sakralbereichen, die sich an verschiedenen Stellen auf der Insel befinden; wichtige öffentliche Heiligtümer sind das Sanktuarium von Cappiddazzu in der Nähe des Nordtors, das Tophet, ein Sanktuarium unter freiem Himmel, sowie der sakrale Bereich des Cothon in der Nähe des Südtors.
Die Insel ist vollständig von einem Befestigungssystem umgeben, dessen erste Anlage auf die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. zurückgeht und nach dem Vorbild der Verteidigungssysteme der städtischen Zentren des Nahen Ostens geplant wurde. Die ursprüngliche Mauer war etwa einen Meter dick, mit halbrunden Zinnen versehen und mit rechteckigen Kalksteinplatten bedeckt und geschützt. In ihrem oberen Teil gab es einen Laufsteg. Entlang des gesamten Umfangs standen in einem regelmäßigen Abstand von etwa zwanzig Metern rechteckige Türme. Das System der Befestigungsanlagen regelte auch den Zugang zur Stadt durch vier Toren, die ungefähr nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet sind.
„G. Whitaker“-Museum
In diesem Museum – das sich im ehemaligen Landsitz der Familie Whitaker befindet – werden die Funde aus den seit Ende des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Teilen der Insel durchgeführten archäologischen Ausgrabungen gezeigt sowie einige Funde aus dem Gebiet des Stagnone. Dieses kleine Museum beherbergt ein außergewöhnliches Zeugnis: die Marmorstatue des „Jungen Manns von Mozia“, die unter einem Schutthaufen in Zone K, dem alten Industriegebiet, gefunden wurde. Die lebensgroße Statue aus kleinasiatischem Marmor stellt eine männliche Figur mit einem langen, gefalteten Chiton dar, der in Brusthöhe von einer Schärpe gehalten wird. Das Werk wurde vermutlich von einem bedeutenden griechischen Künstler in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. geschaffen, doch weder die Identität des dargestellten jungen Mannes (vielleicht ein Wagenlenker oder eine Gottheit) noch der Ort, an dem die Statue ursprünglich auf der Insel aufgestellt war, sind bekannt.
Eintrittskarten
Erwachsene: 9 Euro (inklusive Museumseintritt)
Studenten: 6 Euro (inklusive Museumseintritt)
www.isoladimozia.it
Eingeschränkter Zugang
Fahrten zur Insel Mozia
Volle/ermäßigte Hin- und Rückfahrtkarten: 5/2,50 €, Dauer: 10 Min.
Abfahrt ca. alle 30 Minuten
Die Websites der Unternehmen, die die Strecke betreiben, finden Sie unter:
www.ariniepugliese.com (Abfahrten vom historischen Bootssteg) und www.mozia line.com
Wo übernachten
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